Einführung

 

  „Woran man Modewörter erkennt?
Man erkennt sie nicht; man muss das fühlen.“ 

Kurt Tucholsky
(
Peter Panter: Die losen Blätter der »Dame«, 1930, Nr. 8, S. 122)

 

    • Die Sprache ist der Weg zum Erfolg.
    • Der Erfolg hat seine eigene Sprache. Zu ihr gehören die Trendwörter, Modewörter oder Trendbegriffe, zu denen auch die meisten Imponierwörter zu rechnen sind.
    • Warum gehören die Modewörter zur Sprache des Erfolgs? Weil sie uns an Neues und zunehmend Interessierendes erinnern.  Weil sie den Anschein erwecken, der Benützer sei „up to date“, informiert und Kenner modischer Begriffe, Themen, Haltungen und Gepflogenheiten. Weil sie vermuten lassen, er sei gut vernetzt und über die gerade „wichtigen“ und „richtigen“ Standpunkte im Bilde. Vor allem aber, weil sie ihm Aufmerksamkeit und Nachahmung sichern (Der Überbringer der Neuigkeit steht immer im Zentrum des Interesses). Sie sind Stilmittel, können auf Gruppenzugehörigkeiten hinweisen und als Codes dienen und gelten, sind Werkzeuge der Manipulation, Mittel der Selbstpräsentation (N. Abu-Shal) und bedienen das Geltungs- und das Teilhabebedürfnis. Trendwörter oder Modewörter erfüllen somit durchaus auch bedeutsame soziale und linguistische Funktionen. Sie sind daher entgegen L. Reiners und G. Wustmann nicht nur unter dem Aspekt der Stilhöhe zu beurteilen.
    • Jede Gruppensprache hat ihre eigenen Trendwörter. Einige davon finden Eingang in die Umgangssprache. – Zu den Trendwörtern der Jugendsprache siehe die Ergebnisse der alljährlichen Erhebung „Jugendwort des Jahres“ bei Langenscheidt.
    • Ein Wort oder Ausdruck kann für wenige Monate, aber auch für längere Zeit (auch mehr als 10 Jahre) Modewort bleiben.
    • Trendwörter können grosse Kraft erlangen. Der breite Gebrauch wirkt (in harmloser oder gefährlicher Weise) legitimierend.
    • Modewörter prägen den Zeitgeist, und der Zeitgeist bringt Modewörter hervor. Sie sind Punkte auf dem Raster, der den Zeitgeist und das Zeitgefühl abbildet. Sie sind ein Spiegelbild des Wandels der Sprache und der Gesellschaft (Li Yuan).
    • Dieser Blog benennt digital-lexikalisch die stärksten Trendwörter der heutigen deutschen Um­gangs- und Hochsprache (siehe das   Trendwörterverzeichnis). Er erklärt ihre Bedeutung, zeigt ihre Anwendung, schätzt ihre Trendstärke, beurteilt ihre Akzeptanz und beschreibt ihre Aura (siehe die Erläuterungen zu den verzeichneten Trendwörtern). Als Ausdruck reinen Fühlens im Sinne des Eingangszitats kann er nicht wissenschaftlichen Anspruch erheben – wenngleich ihm als linguistischem Realium mit hoher, stets wachsender Frequenz sprachwissenschaftliche Bedeutung zukommen mag (Besucher / Seitenzugriffe 01.02.2022 bis 16.02.2022 pro Tag: 59,43 / 951).
    • Nicht verzeichnet sind Wörter, die früher Trendwörter waren, diese Qualität aber schon vor dem 11. 12. 2011 eingebüsst haben. Ausdrücke, die am 11. 12. 2011 noch als Modewörter gelten konnten, diese Eigenschaft aber seither verloren haben, sind im   Trendwörterverzeichnis noch enthalten, aber mit einem Löschungsvermerk versehen. Zu den Löschungen ab 11. 12. 2011 siehe im übrigen die Angaben im Menu   Nachträge und Löschungen ab 11. 12. 2011.
    • Trendwörter ungenügender Akzeptanz bleiben unberücksichtigt (Manche dieser Ausdrücke finden sich in den Sammlungen „Nervige Modewörter“ und, allerdings ohne Kennzeichnung als Trendwörter oder Modewörter, „Sprachnudel“ und „Szenensprachenwiki“; siehe in der rechten Spalte unter den „Empfohlenen Links“.). Vorbehalten bleiben Trendwörter aus der Politik.
    • Cave: Modewörter wirken tendenziell aufdringlich, angeberisch und salopp. Für den anspruchsvollen Gebrauch sind sie daher oft ungeeignet, Trendwörter sehr hoher Akzeptanz ausgenommen.
    • Cave: Trendwörter sind selten geistreich (zu einigen Ausnahmen siehe Ceterum censeo).

 

Begriffliches

 

    • Trendwort, Modewort und Trendbegriff sind Synonyme.  Sie bezeichnen ein im Trend liegendes Wort, einen im Trend liegenden Ausdruck oder eine im Trend liegende Wendung. Trendbegriff kann daneben auch einen Gegenstand meinen, der in Mode steht, oder der einen Trend begründet hat (z. B. Bungee Jumping; Slow-Food).
    • Eine andere Bedeutung hat der Ausdruck Modebegriff: Darunter versteht man einen Begriff aus der Modewelt.
    • Nicht jeder in Mode stehende Begriff oder Ausdruck ist danach Trendwort. Das Wort „App“ oder „Apps“ etwa begegnet zwar immer öfter; trotzdem ist „App“ kein Modewort. Denn im Trend liegt nur der Gegenstand, nicht aber seine Bezeichnung. „App“ könnte man somit (im oben unter dem ersten Punkt im Schlussatz erwähnten Sinne) als Trendbegriff bezeichnen.
    • Zeit-Wort (nicht zu verwechseln mit dem Zeitwort) ist ein partielles Synonym zu Trendwort, Modewort und Trendbegriff: ein im Trend der Zeit liegendes, also Zeit-gemässes Wort oder ein im Trend der Zeit liegender Ausdruck.
    • Imponierwörter sind oft Trendwörter, weil regelmässig auch das Trendwort imponieren will. Imponierwörter unterstreichen mit allen sprachlichen  Mitteln (insbesondere Fremdwörtern, Exklusivitätsanspruch, protziger oder zumindest prätentiöser Diktion, etc.) die Wichtigkeit ihres Gegenstands oder ihres Verwenders.
    • Neologismus bedeutet Wortneuschöpfung oder Wortneuverständnis. Ein Neologismus kann, muss nicht, Trendwort werden. Neologismen sind daher nicht per se den Trendwörtern zuzurechnen.
    • Neudeutsch nennt man als fragwürdig empfundene Neuerungen des deutschen Sprachgebrauchs. Trendwörter werden oft als Neudeutsch apostrophiert.
    • Trendsprache ist eine Ausdrucksweise, die vornehmlich im Trend liegende Wörter und Wendungen benützt. Trendslang meint das selbe, aber abwertend.
    • Als Szenesprache bezeichnet man die Sprache einer Gruppe im Sinne eines kleineren oder grösseren sozialen Netzwerks.
    • Unter Jugendsprache wird jede Variation einer Normalsprache verstanden, die einer als Jugend zu bezeichnenden Gruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt eigen ist. (Mehr als diese weitgehend tautologische Definition gibt der Begriff nicht her.)